Frau Dr. Brautsch, Sie waren eine der ersten, die den MBA IT-Management am IAW studiert haben. Seit Ihrem Studium sind inzwischen mehr als zehn Jahre vergangen: Wie haben Sie sich seit dieser Zeit beruflich weiterentwickelt?
Seit meinem Abschluss habe ich beruflich viele verschiedene Stationen in der freien Wirtschaft sowie in der Hochschulwelt durchlaufen. Zunächst war meine Tätigkeit bei einem mittelständischen IT-Beratungsunternehmen der Türöffner für mein MBA-Studium am IAW: Mein damaliger Chef lebte den Ansatz eines „lernenden Unternehmens“ und ermöglichte mir das berufsbegleitende Studium an der THI. Durch den MBA-Abschluss war es mir möglich, Führungsverantwortung zu übernehmen und so wurde ich in den Steuerkreis der Geschäftsführung aufgenommen. Ich durfte also das Unternehmen strategisch gestalten und weiterentwickeln.
2011 bekam ich dann bei einem bekannten Ingolstädter OEM die Möglichkeit, die initialen Entwicklungen rund um das Thema „Car IT“ als Prozess- und Systemintegratorin mitzugestalten. Die Chance, die Internetwelt mit der Fahrzeugwelt zu verknüpfen, war für mich eine großartige berufliche Perspektive, da es erstmalig möglich war, IT in einem Fahrzeug sichtbar umzusetzen. Bis dato war die IT oftmals ein unterstützender Prozess im Unternehmen und IT-Abteilungen wurden als Dienstleister betrachtet. Konkret konnte ich in meiner Funktion Prozesse zur standardisierten Integration neuer Marken auf eine zentrale Backendplattform realisieren und war somit in der Lage, mein Wissen aus dem MBA-Studium praktisch anzuwenden und sinnvoll um technisches Knowhow zu erweitern.
Was hat Sie motiviert, nach Ihrem berufsbegleitenden Studium zu promovieren? Und was begeistert Sie an der Lehre ganz besonders?
Motiviert hat mich das Thema meiner Masterarbeit, in der ich mich mit IT-Outsourcing beschäftigt habe. Während meiner Ausarbeitung hatte ich viele Ideen und Ansätze, die man im Rahmen einer Doktorarbeit vertiefen bzw. nutzen könnte, um bestehende wissenschaftliche Lücken zu schließen. Somit habe ich auch nicht lange gewartet und habe nur wenige Wochen nach Abschluss meines MBA-Studiums mit der berufsbegleitenden Promotion gestartet.
Die Lehre wurde erst später für mich interessanter. Durch meine langjährige Erfahrung in der freien Wirtschaft kann ich viel aus der Praxis berichten und gleichzeitig verstehe ich es, Forschung, Lehre und Praxis in Einklang zu bringen – ich denke, dass davon auch die Studierenden profitieren können. Ich bin einerseits nicht zu weit weg von den Praxisthemen und gleichzeitig ist mir die Hochschulwelt sehr nah.
Ob Studium oder Promotion: Das Thema „berufsbegleitend“ zieht sich durch Ihren Lebenslauf. Worin sehen Sie persönlich die Vorteile berufsbegleitender Modelle?
Ich sehe den Vorteil eindeutig in der Verknüpfung von Beruf und Studium. Im berufsbegleitenden Studium kann man viele Sachverhalte, Problemstellungen und Herausforderungen aus dem Daily Business nochmal ganz anders beleuchten, reflektieren und Lösungsansätze finden, die man sonst so nicht erarbeitet hätte. Man muss oftmals abstrahieren und die Themen im Kontext anwenden, aber generell war jedes berufsbegleitende Programm, ob Studium oder Promotion, eine Bereicherung für meinen Job.
Sie sind der beste Beweis, dass sich Job, Studium und sogar Promotion nicht ausschließen. Welche Tipps können Sie Studierenden an die Hand geben, um ein berufsbegleitendes Studium gut zu meistern?
Das private Umfeld muss damit einverstanden sein und vollkommen hinter der Entscheidung stehen. Denn sozial verträglich war mein Weg nur bedingt: Man muss sich bewusst machen, dass die Wochenenden verplant sind, und die Abende verbringt man meist am PC. So musste ich beispielsweise die Verteidigung meiner Dissertation während meiner Flitterwochen vorbereiten. Die Lebensphase muss passen und dann heißt es einfach „Augen zu und durch“ :-).