Wenn Sie auf Ihre Studienzeit am IAW zurückblicken: Warum haben Sie sich damals für ein Studium neben dem Job entschieden? Und welche Erfahrungen am IAW haben Sie ganz besonders positiv in Erinnerung?
Für mich stand schon immer fest, dass ich studieren wollte. Mein erstes Studium direkt nach dem Abi hatte ich jedoch abgebrochen. Wahrscheinlich war ich damals zu jung und wusste nicht, welches Studienfach wirklich zu mir passt. Erst während meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin wurde mir klar: Ich will weiterhin mit Menschen arbeiten, aber ich will auch auf strategischer Ebene wirken. Das Bachelor-Studium Management in Gesundheitsberufen war daher perfekt. Ein Teil meiner Ausbildung und meiner beruflichen Praxis konnte mir auf die Studiendauer angerechnet werden und die Vorlesungen fanden meistens am Freitag und Samstag statt. So konnte ich weiterhin als Ergotherapeutin arbeiten. Und das Beste: In den Vorlesungen und Projektgruppen konnte ich meine praktischen Erfahrungen aus therapeutischen Einrichtungen wunderbar mit der Theorie verknüpfen.
Ich erinnere mich wirklich gerne an die vielen Wochenenden, die wir an der THI verbracht haben. Alle Professorinnen und Professoren sowie Dozentinnen und Dozenten sind uns auf Augenhöhe begegnet und wir hatten viele inspirierende Gespräche, auch über die festgelegten Studieninhalte hinaus.
Was macht den Bachelor Management in Gesundheitsberufen in Ihren Augen zu einem zukunftsfähigen Studiengang?
Der Studiengang hat uns Studierende dazu angeregt, vernetzt zu denken und zu handeln. Um einen Management-Job im Gesundheitswesen gut machen zu können, brauche ich die Fähigkeit, unterschiedliche Disziplinen miteinander verknüpfen zu können. Als Personalleiterin eines Online-Psychotherapie-Start-ups möchte ich einerseits gewinnbringende Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen können und andererseits in der Lage sein, die Treiber für Arbeitszufriedenheit in eine strategische Personalplanung und höhere Umsätze für das Unternehmen überführen zu können. Dafür brauche ich Skills in Gesprächsführung, Personalmanagement, Arbeitsrecht, BWL und natürlich Selbstmanagement. All das konnten wir im Studium von der theoretischen Seite kennen lernen und dann in Projektgruppen ganz praktisch ausprobieren und diskutieren.
Für mich ist dieser Studiengang besonders zukunftsfähig, weil wir immer häufiger jenseits von fachlichen „Silos“ arbeiten werden. Unsere Arbeitskontexte werden komplexer und verändern sich immer schneller. Da braucht es Führungskräfte, die sich an Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Fachrichtungen wohl fühlen und kreative und mutige Entscheidungen treffen können.
Seit Ihrem berufsbegleitenden Studium am IAW sind inzwischen über drei Jahre vergangen. Wie haben Sie sich seit dieser Zeit beruflich weiterentwickelt?
Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Nach meinem Studium habe ich relativ schnell bei MindDoc angefangen, anfangs als „Partner Managerin“. Mein Job war zunächst, ein Netzwerk aus freiberuflichen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für unser Online-Psychotherapie-Angebot aufzubauen. Das lief so gut, dass auch unser fest angestelltes Team wuchs und ich plötzlich Einstellungsgespräche führte und Arbeitsverträge ausstellte. Stück für Stück baute ich unser Personalmanagement auf: mit Vergütungssystemen, Standards für Arbeitsschutz und Mitarbeitergespräche, Personalverwaltung, Karriereseite usw. Ein dreiviertel Jahr, nachdem ich als Partner Managerin angefangen hatte, wurde ich Personalleiterin und bekam Unterstützung durch eine Mitarbeiterin. In nur zwei Jahren sind wir von 15 Leuten am Standort München auf über 100 Leute an mehreren Standorten gewachsen. Das war für mich nicht nur eine fachliche, sondern auch eine persönliche Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt. Wer Lust auf eine so steile Lernkurve hat, dem empfehle ich gerne den Berufseinstieg in ein Start-up. Da kann man auch als Neuling recht schnell Verantwortung übernehmen und sich weiterentwickeln.
Aktuell sind Sie in Elternzeit und absolvieren einen Master in Arbeitsrecht und Personalmanagement per Fernstudium. Nach Abschluss Ihres Studiums wollen Sie sogar promovieren: Was hat Sie dazu motiviert? Und welche beruflichen Ziele verfolgen Sie langfristig?
Ich bin jemand, der es genau wissen will. Bei Themen, die mich fesseln, gehe ich gerne in die Tiefe. Das war auch bei der Bachelorarbeit so. Da habe ich zum ersten Mal wissenschaftlich gearbeitet. Und da habe ich gemerkt, dass es Spaß macht, eigene Daten zu erheben und mit Fachliteratur zu verknüpfen. Jetzt steht die Masterarbeit an, das wird bestimmt eine größere Herausforderung. Aber wie es aussieht, mag ich Herausforderungen. Eine Promotion ist ein lang gehegter Wunsch, ja. Ich würde mich gerne wirklich intensiv mit einer Fragestellung beschäftigen und dabei neue Wege gehen. Ein ganz konkretes berufliches Ziel habe ich gar nicht. Aber egal, in welche Richtung es geht: Ich weiß, dass ich richtig gut sein möchte in dem, was ich gerne tue.