Seit Kurzem sind Sie Studiengangleiter des neuen berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Green Engineering“ am IAW. Warum wurde der Studiengang entwickelt? Welcher Grundgedanke steckt dahinter?
Klimaschutz und Energiewende gehören zu den größten globalen Herausforderungen. Um den Klimawandel zu bekämpfen, bedarf es einer deutlichen Reduktion von Treibhausgas-Emissionen. Das ist einerseits möglich durch eine Reduktion des Energiebedarfs und eine optimale Ressourcenausnutzung und andererseits durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Im öffentlichen Diskurs liegt der Fokus hier oft auf dem Thema „Mobilität“, aber die industriellen Produktionsprozesse und die dafür notwendigen Produktionsmaschinen nehmen eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung des globalen Treibhausgas-Ausstoßes ein. Grüne Technologien bieten hier großes Potenzial.
Unternehmen, besonders aus der Industrie, stehen mit Blick auf die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Weltgemeinschaft vor ganz neuen Herausforderungen. Auch unabhängig von Regulierungen seitens UN oder EU müssen sie diesen Zielen gerecht werden, um ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen und durch einen reduzierten Energie- und Ressourceneinsatz auch wirtschaftlich zu profitieren. Es wird immer bedeutender, Produkte und Dienstleistungen so zu entwickeln, dass diese mit einem möglichst kleinen Anfall an Treibhausgas entstehen. Dafür werden auch Zulieferer mehr und mehr in die Pflicht genommen, nach gleichen Maßstäben zu arbeiten. Als Lieferant eines Produktes, z.B. einer Produktionsmaschine oder einer Komponente dafür, wird wiederum die Forderung der Kunden kommen, dass diese während der Benutzungsphase einen möglichst kleinen Energiebedarf hat, Energie zurückgewinnen oder speichern kann oder auch mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Der Bedarf an entsprechenden Produkten wird also immer größer werden. Studien namhafter Beratungshäuser sehen in Deutschland für derartige Technologien erhebliche Investitionsbedarfe, so dass das Angebot entsprechender Produkte auch eine große Chance darstellt. Und um all dies umzusetzen, brauchen die Unternehmen nun dringend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das entsprechende Knowhow mitbringen.
Vor diesem Hintergrund haben wir den berufsbegleitenden Master „Green Engineering“ entwickelt. Die Weiterqualifizierung und Spezialisierung von bereits Berufstätigen macht meiner Meinung nach mehr Sinn, da sie – im Gegensatz zu „frischen“ Schulabgängern – schon mit den Bedürfnissen der Praxis vertraut sind. Eine Qualifizierung mit unserem berufsbegleitenden Master läuft also schneller und fokussierter, außerdem kann das Wissen aus dem Studium direkt in der Praxis umgesetzt werden und in die betrieblichen Prozesse der Unternehmen einfließen.
Was sind die wesentlichen Inhalte des Studiengangs?
Der Master „Green Engineering“ steht im Wesentlichen auf drei Säulen: 1. Energie- und Ressourcenmanagement, 2. Techniken/Technologien zur Energiegewinnung und 3. Techniken/Technologien für die Energieumsetzung. Jede Säule wird über verschiedene Module abgedeckt, die den Studierenden das Knowhow vermitteln, das sie für die Umsetzung in der Praxis brauchen. So haben wir beispielsweise zur Säule „Energie- und Ressourcenmanagement“ Vorlesungen wie „Life Cycle Analysis“, „Lean Utility Management“ oder „Entwicklung und Bilanzierung nachhaltiger Produkte“ in das Curriculum integriert. Jedes Semester beinhaltet Module aus allen drei Säulen, um so ein stets umfassendes Bild von „Green Engineering“ zu zeichnen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Studierenden nicht nur verstehen, was man zur Erreichung von Klimaneutralität im Investitionsgüterbereich tun kann – sie lernen also weitaus mehr, als die Dinge lediglich aus der Vogelperspektive zu betrachten. In unserem Master „Green Engineering“ erhalten Sie das Wissen, um Produkte mit einem minimierten Treibhausgas-Footprint zu entwickeln und umzusetzen.
Welche Fähigkeiten und Interessen sollten angehende Studierende mitbringen?
Grundvoraussetzung ist ein Hochschulabschluss in einem technischen Studiengang, zum Beispiel ein Bachelor in Maschinenbau, Ingenieurwissenschaften, Fahrzeugtechnik oder Elektrotechnik. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die angehenden Studierenden Interesse daran haben, effizientere Produkte und Produktionssysteme zu gestalten. Gleichzeitig sollten sie offen und motiviert sein, einen Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft zu leisten und sich mit dazugehörigen Fragen und Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Wie wird ein hoher Bezug zur Praxis sichergestellt?
Der Master Green Engineering ist rundum praxisorientiert aufgebaut, das heißt, unsere Vorlesungen sind so gestaltet, dass die Studierenden anhand konkreter Aufgabenstellungen aus der Praxis lernen. Unsere Dozentinnen und Dozenten, allesamt herausragende Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Lehre, stellen sicher, dass der Fokus stets auf einer anwendungsbezogenen Kompetenzvermittlung mit Transfer in den Unterricht liegt. Wir binden Beispiele aus dem industriellen Umfeld ein und im Idealfall diskutieren wir in den Vorlesungen echte Fallbeispiele aus der Unternehmenspraxis der Studierenden. Darüber hinaus laufen derzeit Planungen für Vorlesungseinheiten in den Laboren.
Was sind mögliche Berufe und Tätigkeitsfelder nach dem Studienabschluss?
Die Absolventinnen und Absolventen können beispielsweise an der Entwicklung, Planung und Umsetzung von Produkten, technischen Einrichtungen sowie Maßnahmen zur Energiegewinnung und zum effizienten Ressourcenmanagement arbeiten. Weiterhin können sie als Expertinnen und Experten im Unternehmen eingesetzt werden, um bestehende technische Anlagen hinsichtlich Ressourceneinsatz und Emissionen zu optimieren bzw. Anlagen auf neue Technologien umzustellen.