Philipp Galuschke ist hauptberuflich als Consultant für die AUDI AG tätig. Seit März 2021 engagiert sich der Absolvent des berufsbegleitenden MBA Beschaffungsmanagement nebenbei als Mentor im Projekt THIntegriert und unterstützt eine junge Geflüchtete aus der Türkei. Wir haben mit ihm über seine Beweggründe und Erfahrungen im Mentoring-Programm gesprochen.
Sie engagieren sich neben Ihrem Job bei der AUDI AG ehrenamtlich als Mentor im Qualifizierungsprogramm THIntegriert. Was hat Sie persönlich motiviert, sich als Mentor einzubringen?
In meinem Leben durfte ich bis dato sehr viel Gutes erfahren, sowohl privat als auch beruflich. Auch darf ich ein Leben in Sicherheit und Wohlstand führen, dies ist nicht selbstverständlich und das darf man nicht vergessen! Diese Dankbarkeit hat in mir den Wunsch ausgelöst, etwas zurückzugeben und zu helfen, wenn jemand Hilfe benötigt.
Ich bin davon überzeugt, dass es vielen Menschen deutlich besser gehen kann, wenn jeder nur einer weiteren Person mit einem Problem hilft. Und diese Hilfe bedeutet oftmals für einen selbst keinen allzu großen Aufwand, bewirkt aber gleichzeitig viel Gutes bei seinem Gegenüber.
Wie verlief der Einstieg in das Mentorenprogramm? Und welche Erinnerung haben Sie an das erste Treffen mit Ihrem Mentee?
Nachdem mich das THIntegriert-Team über ein erfolgreiches Tandem-Match informiert hatte, habe ich die E-Mail-Adresse meiner Mentee, sie heißt Sinem, erhalten. Ich habe sie direkt angeschrieben und nach einem ersten Kennenlerntermin gefragt. Corona-bedingt war dies leider ausschließlich online möglich. Vor dem ersten Videocall war ich ziemlich gespannt, wie das Ganze laufen wird und ob wir uns sprachlich gut verständigen können. Aber das erste Treffen war super angenehm, wir haben uns vorgestellt, etwas über uns und unsere Hintergründe erzählt und besprochen, wie ich sie am besten unterstützen kann.
Welche Themen bewegen Ihre Mentee? In welchen Bereichen ist Ihre Unterstützung insbesondere gefragt?
Sinem war es wichtig, gemeinsam mit mir Deutsch zu üben und ich habe auch versucht, ein paar Redewendungen zu erläutern – das ist manchmal gar nicht so einfach. Als deutscher Muttersprachler verwendet man häufig Floskeln, bei denen man wirklich kurz nachdenken muss, wenn man diese einem Menschen aus einer anderen Kultur verständlich erklären will.
Darüber hinaus haben wir zusammen Bewerbungsunterlagen in Deutsch erstellt und ein Vorstellungsgespräch geübt. Das hat Spaß gemacht, vor allem als sie mir mitgeteilt hatte, dass viele der Fragen auch genau so in ihrem Bewerbungsgespräch gestellt wurden.
Was macht in Ihren Augen einen guten Mentor aus?
Eine gute Mentorin bzw. ein guter Mentor muss zuhören können und zum anderen auch Erfahrung in den relevanten Themenfeldern mitbringen. Geduld gehört auch dazu, denn gerade zu Beginn läuft sprachlich alles noch etwas langsamer und man muss einige Sätze vielleicht mehrmals wiederholen.
Des Weiteren sind eine gute Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen von Vorteil, um auch mal zwischen den Zeilen lesen zu können, was den Mentee bewegt oder sogar belastet. Nur so kann man wirklich gezielt unterstützen, denn wie so oft im Leben ist die Zeit leider häufig begrenzt.
Was nehmen Sie für sich persönlich aus dem Mentoring mit?
Zum einen Demut, weil man so sorglos leben kann und die Erkenntnis, wie belanglos doch manchmal einige unserer „Probleme“ sind. Zum anderen konnte ich durch die Unterstützung, die ich geben durfte, ein starkes Gefühl von Sinnhaftigkeit erleben. Außerdem erdet die Erfahrung, wenn man sieht, dass es heutzutage noch Menschen gibt, die ihr Heimatland verlassen müssen und mit ihrer Familie, wenn überhaupt, nur noch per Skype kommunizieren können. Man freut sich plötzlich viel mehr über die „kleinen“ Dinge im Leben, wie zum Beispiel einfach mal ein Eis essen zu gehen.